D I E
N E U E Z E I T
Es
war einmal eine Zeit, in der die Menschen mit den Häusern, die ihnen
die Architekten bauten, nicht mehr zufrieden waren. Die Mitglieder der
anderen Zünfte erhoben sich und boten ihre Dienste an. "Wir übernehmen
alle statischen Berechnungen!" riefen die Ingenieure, "und wir tragen Sorge
für die Ästhetik der neuen Bauten!" - so boten sich die Bildhauer
an. Die schrecklichen Sachzwänge, welche die Architekten immer wieder
angeführt hatten, schienen überwunden zu sein. "Aber," so der
zaghafte Protest eines Architekten, "wir dürfen doch die Zusammenhänge
nicht aus den Augen verlieren; bei der Schaffung neuer Räume geht
es darum, menschliche Bedürfnisse umzusetzen!" Hier nun wollte das
Geschrei gar kein Ende mehr nehmen. Bedürfnisse - die seien ohnehin
von den Architekten manipuliert. Mit ihren wissenschaftlich fundierten
Erhebungen, so die Sozialpsychologen, liessen sich die wahren menschlichen
Bedürfnisse erforschen, und so könne man bessere Häuser
bauen.
Wie
nur war all dies möglich geworden? Bahnbrechend war die Schrift eines
früheren Architekten gewesen. Mit "Die Zukunft der Baustoffe", so
der Titel seines Buches, versprach er die Errichtung ganz neuartiger Bauten.
Manche bemäkelten zwar seine Kenntnisse der Baustoffkunde, auch hatte
er Erfahrungen gesammelt nur bei der Errichtung der hässlichen alten
Wolkenkratzer, doch wurde er als Konvertit herzlich begrüßt.
Mittels seiner neuen Lehre konnten die anderen Zünfte die Schlüsselstellung
der Architekten durchbrechen und ihre schon lange in den Schubladen darbenden
Pläne Realität werden lassen. So entstanden denn die neuen Häuser,
und wenn sie nicht zusammengebrochen sind, dann stehen sie heute noch.